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CHRISTOPH 22 hat Blut und Gerinnungsfaktoren an Bord

Notfallmedizin| Views: 3908

Fotos: A. Knöfel         „Die unkontrollierte Blutung infolge einer schweren Verletzung bei Unfällen ist die führende Todesursache bei Patienten im Alter unter 45 Jahren“, erklärt der Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am Ulmer Bundeswehrkrankenhaus Oberstarzt Prof. Dr. Matthias Helm.

Untersuchungen aus militärischen Einsätzen haben gezeigt, dass die frühzeitige Gabe von Blut bereits an der Einsatzstelle dazu beitragen kann, dass deutlich mehr schwerverletzte Patienten lebend die Klinik erreichen.

Infolge dieser Erfahrungen wurden bei Einsätzen von CHRISTOPH 22 im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie unter Leitung von Flottillenarzt Dr. Ingeborg Bretschneider bereits seit August 2015 bei schwerverletzten Patienten Blutproben an der Einsatzstelle abgenommen, um den Bedarf an Blutprodukten und Gerinnungspräparaten genauer analysieren zu können.

Auf Basis dieser Daten konnte nun im August diesen Jahres ein Projekt gestartet werden, um Schwerverletzte mit massivem Blutverlust bereits an der Einsatzstelle mit Blut zu versorgen und über die Gabe von Gerinnungsfaktoren die Maßnahmen zur Blutstillung frühzeitig zu unterstützen. Vor allem bei Arbeits- und Verkehrsunfällen im ländlichen Raum versprechen sich die Wissenschaftler – wegen der dort längeren Transportzeit in eine geeignete Klinik – Vorteile für die Patienten.

Im Oktober hat das ebenfalls in Kooperation von Bundeswehr und der gemeinnützigen ADAC Luftrettung betriebene Luftrettungszentrum CHRISTOPH 23 am Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz ein ähnliches Projekt gestartet. Von den praktischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen dieser Pilotprojekte sollen weitere Stationen der gemeinnützigen ADAC Luftrettung in Deutschland profitieren. „Mit den Erfahrungen im militärischen Bereich sind das Bundeswehrkrankenhaus in Ulm und das Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz für uns ideale Kooperationspartner, um die Blutversorgung im Luftrettungsdienst in die Praxis einzuführen“, betont Frédéric Bruder, der Geschäftsführer der ADAC Luftrettung.

Beide Rettungshubschrauber führen nicht nur Erythrozytenkonzentrate (rote Blutkörperchen), sondern auch Gerinnungsfaktoren mit. Verwendet werden rote Blutkörperchen (Erythrozyten) der Blutgruppe Null mit dem Rhesusfaktor negativ, da diese von allen Menschen vertragen werden. Da gespendetes Blut immer nur wenige Wochen haltbar ist, sind beide Bundeswehrkrankenhäuser auf Blutspenden angewiesen. Über die Blutbanken der Kliniken werden die Erythrozytenkonzentrate und Gerinnungsfaktoren ausgegeben und, wenn sie dort nicht benötigt werden, rechtzeitig vor Ablauf der Haltbarkeit anderen Patienten in den Kliniken zur Verfügung gestellt. Auf diese Weise verfällt kein Blut, selbst wenn es auf den beiden ADAC Rettungshubschraubern nicht gebraucht wird.

Der Rettungshubschrauber in Ulm startet seit 1971 mit einer medizinischen Besatzung des Bundeswehrkrankenhauses, seit 2003 stellt die ADAC Luftrettung Hubschrauber und Piloten.

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