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Unzureichende Schmerztherapie

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Eine Vielzahl der Alarmierungen im Rettungs- und Notarztdienst erfolgt auf der Basis von akuten Schmerzen – sei der Schmerz durch ein Trauma verursacht oder durch eine akute Erkrankung bedingt . Oft ist es genau dieses unangenehme Symptom „Schmerz“, welches die Patienten beunruhigt, verunsichert oder gar quält und dazu veranlasst bei der Rettungsleitstelle anzurufen. Verbunden mit der Alarmierung ist dann primär gar nicht der Anspruch auf Heilung, sondern der Wunsch auf Schmerzlinderung.

Für die Patienten wird das Ausmaß der Schmerzlinderung zu einem wesentlichen Kriterium für das Maß an Versorgungsqualität, die sie von seiten des Notarztes erfahren – Grund genug für eine Arbeitsgruppe um Martin Kulla, sich mit der Qualität der prähospitale Analgesie zu befassen.

Helm M, Hossfeld B, Braun B, Werner D, Peter L, Kulla M

Oligoanalgesia in Patients with an initial Glasgow Coma Scale Score ≥8 in a Physician-staffed Helicopter Emergency Medical Service.

Anesthesia & Analgesia 2020; 130: 176–186

Die Frage war, wie hoch ist die Inzidenz von Oligoanalgesie – also einer unzureichenden Schmerztherapie – im Luftrettungsdienst, und gibt es klinisch relevante Faktoren, die damit zusammenhängen.

Dazu wurden alle nicht bewusstlosen Patienten (GCS ≥ 8), die noch zu einer Schmerzäußerung fähig sind, aus der LIKS-Datenbank der ADAC-Luftrettung vom 1.1.2005 bis 31.12.2017 ausgewertet. Eingeschlossen wurden Patienten, die einen NACA-Score <VI und einen Schmerzscore auf der Numeric Rating Scale (NRS) >4 aufwiesen.

Ein NRS ≥ 4 bei Übergabe oder eine Reduktion des NRS um weniger als 3 Punkte wurde als Oligoanalgesie gewertet.

Eingeschlossen wurden 106.730 Patienten, von denen 79,1 % prähospital eine medikamentöse Schmerztherapie erhielten. Eine unzureichende Schmerztherapie gemäß obiger Definition wurde bei 18,4 % der Patienten festgestellt.

Diese Oligoanalgesie war vergesellschaftet mit einem niedrigen NACA-Score und einem niedrigen NRS-Wert, sowie mit Verdachtsdieagnosen, die das zentrale Nervensystem oder gynäkologische Probleme betrafen.

Im Rahmen der Auswertung konnte auch festgestellt werden, dass im Laufe des 12-jährigen Beobachtungszeitraums die Anwendung starker Opioide (wie Fentanyl und Sufentanil) von anfangs 30,3 % auf 42,3 % zugenommen hat.

Da für fast ein Fünftel der betrachteten Patienten im Luftrettungsdienst keine ausreichende Schmerztherapie dokumentiert wurde, kommen die Autoren zu dem Schluss, dass vorallem bei Patienten, die nur eine geringe Schmerzintensität angeben, oder scheinbar nicht so schwer verletzt oder erkrankt sind, mehr Aufmerksamkeit auf eine suffiziente Schmerztherapie gelegt werden muss.

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