Am vergangenen Samstag fand auf Einladung des Sana Klinikums Biberach unter Leitung von Chefarzt PD Dr. S. Hafner (Anästhesie), Chefarzt M. Petscher (Notaufnahme) und unter Organisation der Oberärzte Ulf Schürch und Dr. Julia Gauß der 27. Biberacher Notfalltag statt.
Fünf Vortragende aus Feuerwehr und Klinik referierten in 4 spannenden Vorträgen über notfallmedizinisch relevante Themen.
Herr Dipl.-Ing. Michael Badent und Herr Brandingeneur Joscha Braun von der Feuerwehr Ravensburg konnten wertvolle Informationen aus der Praxis für die Praxis für die technische Rettung bei Fahrzeugen mit alternativen Antriebeben geben. So zeigt sich, dass besonders die Angst vor spontan entflammbaren Akkus in heutigen Elektrofahrzeugen, aufgrund hoher Sicherheitsstandards oft unbegründet ist. Sollte man sich einem verunfallten Auto mit alternativen Antrieb nähern, ist es ratsam auf seine Sinne (Hören, Riechen, Sehen) zu achten. Eine beschädigte Hochvoltbatterie macht sich sehr schnell durch Rauch, Zischgeräusche und auffälligem Geruch bemerkbar. Autohersteller bieten zudem Rettungskarten für die technische Rettung aus den jeweiligen Modellen an. Zum Teil können diese auch durch das Auslesen von QR-Codes direkt am Fahrzeug erfolgen. Potentielle Gefahrenquelle bieten Elektroautos besonders durch ungewolltes Fortbewegen durch den Fahrer, da von außen nicht direkt ersichtlich ist, ob das Auto noch im aktiven Fahrmodus ist. Daher gilt wie sooft: zuerst an eigene Sicherheit denken und Unfallstelle sichern, entweder durch eigenständiges Ausschalten, oder durch die Feuerwehr.
Als nächstes wurde das Wissen über den Umgang mit Frakturen im Prähospitalem Setting von Herrn Hiob vom Sana Klinikum Biberach mit spannenden Beispielen aufgefrischt und vertieft.
Hier kristallisierte sich eine wichtige Botschaft raus: Prähospital ist eine Reposition und Ruhigstellung vor Allem bei einer OSG Fraktur wichtig für eine frühe Weichgewebsregeneration. Übrige Fehlstellung lassen sich oft nicht gut und ausreichend lange Reponieren. Wichtig ist eine gute Ruhigstellung und ausreichende Analgesie. Für eine Schulter reicht oft schon ein Dreieckstuch zur Immobilisation und kleinere Sensibilitätsdefizite bei distaler Radiusfraktur heilen in der Regel gut aus.
Herr PD Dr. Siegfried Kohler, ebenfalls aus dem Sana Klinikum Biberach gab ein Update zur Präklinischen Versorgung des Schlaganfalls. Neben Altbekanntem wurde die Kontroverse des „Drip and Ship“ und „Mothership“ behandelt. Das Konzept vergleicht das Outcome von Stroke Patienten, welche entweder zuerst in ein regionales Strokes Center zur schnellen Bildgebung und bei Bedarf weiter in ein neurovaskuläres Zentrum mit Interventioneller Neuroradiologie zur Thrombektomie verlegt werden, mit solchen Stroke Patienten, welche von der Präklinik initial in dieses neurovaskuläre Zentrum verlegt werden. Logistische, wie auch infrastrukturellle Faktoren spielen hier eine entschiedene Rolle. Für Patienten mit ischämischen Schlaganfällen, zeigte sich ein verbesserter modified Rankin Scale. Der Anteil der ischämischen Schlaganfälle liegt in Deutschland bei 84%, der Anteil der Hirnblutungen bei 16%. [1]
Seit diesem Jahr hat Tenecteplase ebenfalls die Zulasssung für einen akuten Hirninfarkt bekommen und könnte bald Altaplase von seinem Stuhl verdrängen. Vorteile liegen in der höheren Fibrinspezifität und der längeren Halbwertszeit, die eine einmalige Bolusgabe ermöglichen. Nachteilig wirkt sich ein höherer Anschaffungspreis aus.
Zum Abschluss der Veranstaltung hat Herr Oberfeldarzt Christian Jost vom Bundeswehrkrankenhaus Ulm über den kindlichen Ertrinkungsnotfall referiert. Trotz der vielen Erscheinungsformen eines Ertrinkungsnotfalls, ist am Ende die Asphyxie das Entschiedenste für die Prähospitale Versorgung. Dabei konnte Herr Jost hilfreiche Tipps zum Thema Einsatztaktik, Atemwegsmanagement und Notfallnarkose bei Kindern mit entsprechenden Beispielen geben. Wichtig ist bereits die Vorbereitung. Ganz nach dem Prinzip des CRM, sollten man sich vor einem solchen Fall schon mit seinem Material vertraut gemacht und passende Dosierhilfen vorbereitet haben. In einem solchen Notfall ist ein Teamleder immens wichtig, ebenso wie die Seelsorge – für Dritte, aber auch für das Einsatzteam selber.
Text und Fotos: Dominik Hardt
Nächstes Jahr soll es wieder einen Notfalltag mit neuen interessanten Vortragenden und spannnenden Inhalten geben.
[1] Robert-Koch-Institut, Gesundheitsberichterstattung des Bundes. 2015;1-129